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Visual Storytelling – was ist das eigentlich?

Seit einiger Zeit hört und liest man immer wieder vom (visual) Storytelling – also offenbar vom Geschichten erzählen. Aber was sind das für Geschichten, die wir erzählen sollen und müssen wir jetzt alle zum Märchenonkel, oder zur Märchentante werden?

Ich beziehe mich in dem Artikel mal auf das reine visual Storytelling – also das erzählerische Vermitteln von Inhalten mit Hilfe von Bildern. Oh, das habe ich aber schön formuliert, fällt mir dabei gerade auf. Aber genau darum geht es. Mittels Bildern eine Geschichte erzählen. Warum? Weil wir alle gerne Geschichten hören und weil Geschichten dazu in der Lage sind, Informationen länger im Gedächtnis zu behalten.

Außerdem sind Geschichten dazu in der Lage Emotionen zu wecken und mit Hilfe von Emotionen lässt sich prächtig Marketing betreiben.

Beim visual Storytelling geht es also darum, mit Hilfe von Bild(Serien) eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen und so die Aufmerksamkeit des Betrachters zu steigern.

Solche „Bildergeschichten“ sind meistens spannender, als einzelne Bilder, ohne Kontext und Zusammenhang.

Man kennt das z.B. aus Karussell-Posts auf Instagram, die oftmals nicht nur einfach aus drei, vier, oder fünf zusammenhanglosen Fotos bestehen, sondern einen gemeinsamen Kontext haben und eben eine Geschichte erzählen.

Nur eine Marketingmasche?

Aber Visuel Storytelling ausschließlich als eine weitere Marketingmasche zu verteufeln wäre deutlich zu kurz gedacht und würde der Sache nicht gerecht. Visual Storytelling kann auch mal einfach nur unterhaltend sein. Fotos, die eine Geschichte erzählen schaut man sich auch einfach lieber und intensiver an, als ein ausschließlich hübsches Postkartenmotiv.

Wie geht Visual Storytelling?

Aus meiner Sicht gibt es kein Pauschalrezept und keine richtige, oder falsche Vorgehensweise. Auch keine richtige Anzahl von Bildern. Das kann von Geschichte zu Geschichte varriieren. Manchmal braucht es sogar nur ein Foto, das in der Lage ist die gesamte Geschichte zu erzählen. Oft sind es aber drei oder mehr Bilder. Ich persönlich mag ungerade Zahlen, aber das ist auch nur persönliche Präferenz. Es braucht so viele Bilder, wie es eben braucht. Mal mehr, mal weniger.

Wichtig finde ich nur, dass man eine Handlung (jede Geschichte hat eine Handlung) erkennen kann. Im Idealfall gibt es einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Je mehr Bilder ich verwende, umso mehr kann ich in die Geschichte packen und umso einfacher scheint es zu sein.

Aber man darf nicht den Fehler machen zu denken, dass eine Geschichte automatisch besser wird, wenn man mehr Bilder verwendet. Ein Film ist auch nicht pauschal besser (oder erzählt seine Geschichte besser) wenn er länger ist. Oft passiert das Gegenteil. Die Geschichte wird langatmig, verwirrend, oder langweilig.

Welche Motive (oder Themen) eignen sich für Visual Storytelling

Geschichten kann man vermutlich zu so ziemlich jedem beliebigen Thema erzählen. Oft ist es nicht das Thema, sondern die Art wie eine Geschichte erzählt wird, die die Geschichte spannend macht. Ich denke jeder kennt Geschichten, bei denen man denkt: „Tolle Geschichte, obwohl das Thema eher banal ist“. Ebenso kann man aus einem guten und spannenden Thema auch eine langweilige Geschichte machen.

Herausforferungen beim visual Storytelling

Ein Film – also bewegte Bilder mit Ton – ist viel einfacher in der Lage, eine gute Geschichte zu erzählen. Das liegt in der Natur der Sache. Ein typischer Spielfilm beispielsweise kann Bild, Text, Musik, Sprache und Soundeffekte nutzen um in rund 2 Stunden eine Geschichte zu erzählen.

Eine Fotostory hat nur Bilder und muss in wenigen Augenblicken, in denen sie betrachtet wird, funktionieren. Sie hat wenig Zeit und kann keine (gesprochenen) Erklärungen abgeben. Hin und wieder hilft zwar ein wenig Text, aber das war´s auch schon. Deshalb ist es zunächst sicher schwieriger visual Storytelling nur mit Bildern zu betreiben, aber diese Reduktion macht es auch interessant und fordert kreative Umsetzung.

Fazit

Wenn man anfängt beim fotografieren in Geschichten zu denken, denkt man automatisch in Bild-Serien. Man denkt nicht bloß an das eine Bild, sondern an eine Sequenz von Bildern, die zusammen eine Geschichte erzählen können. Das fordert und schult den fotografischen Blick und die Kreativität. Außerdem macht es sehr viel Spaß und ist „mal was anderes“.

Ich ermutige jeden Fotografen und jede Fotografin dazu, sich mit visual Storytelling auseinanderzusetzen und es einfach mal zu probieren.

Gute Geschichten gibt es überall. Man muss sie nur finden und erzählen.

Beispiele für Visual Storytelling in der Fotografie

Im Folgenden zeige ich zwei sehr unterschiedliche Beispiele für visual Storytelling. Ein längeres (7 Fotos) und ein sehr kurzes (nur 1 Foto). Ich denke beide erzählen ihre Geschichte. Sicher könnte das eine auch mit weniger Bildern auskommen und das andere Beispiel könnte mehr Bilder vertragen, aber ich wollte hier bewußt beide „Extreme“ aufzeigen. Dass beide Beispiele in Schwarzweiß fotografiert sind, ist hierbei unerheblich. Visual Storytelling funktioniert natürlich auch in Farbe.

Beispiel 1 – The Chef

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Beispiel 2 – Tschakka

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